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Gibt es Alternativen zum klassischen Lektorat?

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Hach, das Lektorat – ein schwieriges Thema! Prinzipiell ist so ein Lektorat ja eine gute Sache, aber natürlich ist es in der Regel der absolut größte Kostenfaktor beim Projekt Buch und seien wir ehrlich - gerade am Anfang einer Schreibkarriere ist es mehr als ungewiss, ob man diese Kosten mit den Buchverkäufen wieder reinbekommt.

Was kann man also machen, um ein gutes Feedback zu seinem Text zu bekommen, ohne gleich tausende von Euro ausgeben zu müssen?

Ich habe für dich eine Liste von Alternativen zum klassischen Volllektorat zusammengestellt, die von sehr vielen Lektor*innen angeboten werden. Die Begriffe sind übrigens nicht geschützt oder auch nur flächendeckend etabliert, von daher lohnt es sich, konkret bei den Angeboten der Lektor*innen nachzusehen:



1. Das Teillektorat


Hier wird nur ein kleiner Teil des Manuskripts lektoriert (z.B. die ersten zehn Seiten). Das wird in der Regel genauso intensiv durchgeführt wie ein richtiges Lektorat (also strukturell, inhaltlich und sprachlich) - nur eben auf einen Teil bezogen

Manche Lektor*innen bieten so ein Teillektorat auch als Probelektorat an - damit man einschätzen kann, ob der entsprechende Lektor/die entsprechende Lektorin auch zu einem passt. Oft kann man das Teillektorat aber auch als Einzelleistung buchen.

Die ersten zehn Seiten hört sich erst mal nach nicht viel an, aber man kann durch so ein Teillektorat schon unglaublich viel lernen: Viele strukturelle Fehler sind schon am Anfang angelegt und viele sprachliche Muster ziehen sich meist durch den ganzen Text durch. Man kann also vieles von dem, was die Lektorin auf den ersten Seiten anmerkt, auch auf den gesamten Text anwenden. Ein Teillektorat bringt also schon ziemlich viel im Verhältnis zum Volllektorat und kostet gleichzeitig nur einen kleinen Teil von den Gesamtkosten



2. Lektorat light


Ein Lektorat umfasst verschiedene Ebenen (strukturell, inhaltlich und sprachlich) und in der Regel zwei Lesedurchgänge (manchmal auch drei). Bei einem Lektorat light meint man meistens, dass es nur einen Lesedurchgang gibt. Manchmal geht die Lektorin in diesem einen Durchgang auf alle Bereiche ein und kommentiert alles direkt im Text, manchmal konzentriert sie sich nur auf bestimmte Bereiche.

Für die Lektorin ist der zeitliche Aufwand also deutlich geringer als beim klassischen Lektorat und das Ergebnis nicht so komplex – dafür ist auch das Lektorat light wesentlich günstiger. Auch hier gilt: Ein erfahrener Lektor bekommt grundsätzliche Schwächen im Manuskript natürlich auch schon bei einem einzelnen Lesedurchgang mit – es lohnt sich also durchaus.

Insgesamt ist das Lektorat light in der Regel doch wesentlich informativer als das Teillektorat (der Lektor hat das ganze Manuskript einmal gelesen und kann daher auch die Entwicklungen beurteilen, die in der Geschichte stecken).



3. Spezifisches Lektorat


Hier geht es jetzt nicht wie beim Teillektorat um einen bestimmten Abschnitt des Textes, sondern hier wird der gesamte Text auf einer bestimmten Ebene untersucht. Am bekanntesten ist hier wohl das sogenannte Plotlektorat, bei dem sich die Lektorin - wie der Name schon sagt - auf den Plot konzentriert und andere Dinge nicht beachtet.

Ziemlich häufig taucht auch das sogenannte Stillektorat auf, bei dem es dann um die sprachlich-stilistische Überprüfung geht.

Zu einem spezifischen Lektorat würde ich auch das Sensitivity Reading zählen, bei dem Lektorinnen den Text auf missverständliche oder verletzende Sprache hin untersuchen

So ein spezifisches Lektorat ist vor allem dann sinnvoll, wenn man schon weiß, in welchen Bereichen man generell Probleme hat. Also wenn man das Gefühl hat, dass man zwar gut aufgebaute Geschichten schreiben kann, aber Probleme mit der sprachlichen Umsetzung hat, dann wäre beispielsweise ein Stillektorat eine Möglichkeit, die man in Betracht ziehen könnte.



4. Plotgutachten


Auch hier geht es um den Plot - man bekommt jedoch nicht einen komplett auf Plotthematik hin kommentierten Text zurück, sondern die Ergebnisse des Lektorats werden in einem Gutachten festgehalten. Das ist vor allem für Schreibende in ihren Anfängen interessant, wenn man einfach mal prüfen lassen will, ob die Geschichte denn auch überhaupt taugt, bevor man viel Geld für eine detailliertere Analyse ausgibt.



5. Einschätzung


In eine ähnliche Richtung geht die Einschätzung oder auch allgemein das Gutachten. Der Lektor/die Lektorin liest das ganze Manuskript und hält dann schriftlich ihre Einschätzung fest, was Plot, Charakterentwicklung, Inhalt insgesamt und auch sprachliche Umsetzung angeht. Auch hier bekommt man natürlich kein detailliertes Feedback direkt am Text, aber man weiß, wo die grundsätzlichen Probleme liegen und wo der Text schon gut funktioniert.



5. Einschätzung


In eine ähnliche Richtung geht die Einschätzung oder auch allgemein das Gutachten. Der Lektor/die Lektorin liest das ganze Manuskript und hält dann schriftliche ihre Einschätzung fest, was Plot, Charakterentwicklung, Inhalt insgesamt und auch sprachliche Umsetzung angeht. Auch hier bekommt man natürlich kein detailliertes Feedback direkt am Text, aber man weiß, wo die grundsätzlichen Probleme liegen und wo der Text schon gut funktioniert.



Weitere Alternative: Testleser


Neben diesen Alternativen zum klassischen Lektorat, die alle von Profis angeboten werden, gibt es noch eine weitere „Alternative“ (zu den Anführungszeichen komme ich gleich noch): Die Testleser*innen.

Zuerst einmal - Testleser*innen sind eigentlich keine Alternative zum Lektorat, sondern ein weiterer Bestandteil, wenn es darum geht, Feedback einzusammeln. Testlesen lassen solltest du dein Manuskript also auf jeden Fall - egal, ob du ein Lektorat in Anspruch nimmst oder nicht.

Bei Testleser*innen ist die Bandbreite natürlich deutlich höher als bei Lektor*innen, die ja in der Regel irgendetwas gemacht haben, das sie als Profis ausweist. Bei den Testlesern und Testleserinnen sieht das anders aus - du kannst an Menschen geraten, deren Feedback so was ist wie "hat mir total gut gefallen" bis hin zu einer seitenlangen Analyse und hunderten von Kommentaren im Text. Ich hatte wirklich schon Testleserinnen, deren Feedback mir deutlich mehr gebracht hat als das von einer Lektorin. Und weil man so etwas nicht vorher weiß, muss man beim Finden von guten Testlesenden häufig eine Zeitlang suchen. Aber es lohnt sich.

Einige Autoren unterscheiden zwischen zwei Arten von Testlesern


1. Die semi-Profis

Das sind diejenigen, die selbst schreiben und dadurch einen geschulten Blick haben. Die sollten dann auch auf typische Problemquellen wie Plot, Charakterentwicklung, Dialoge usw. eingehen.


2. Die Laien

Das sind Leser*innen (im Idealfall aus der eigenen Zielgruppe). Die haben meist keinen geschulten Blick, aber sie sollten dir sagen können, ob ihnen das Buch gefallen hat und warum bzw. warum nicht. Gerade hier bietet sich auch ein Fragebogen an, mit dem man die Testlesenden anleiten kann.


Interessant sind auch Testleser*innen, die auf einen spezifischen Aspekt im Buch achten sollen. Mein Roman Odyssa z.B. spielt in Köln - ich habe zwar natürlich alles recherchiert, aber letztlich lebe ich nicht in Köln und wollte daher unbedingt die Geschichte testlesen lassen von jemandem, der in Köln lebt. Das war auch echt wichtig - meine Freundin, die das gelesen hat, hat mich auf ein paar Dinge gestoßen, die wohl nur Leute wissen, die in Köln wohnen - und das ist für mich natürlich total wertvoll!



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