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Schreiben mit (kleinen) Kindern

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Seit ein paar Jahren ist das ein Thema bei mir: Das Schreiben in einen Alltag mit kleinen Kindern zu integrieren.

Bevor ich Kinder hatte, war es eigentlich ganz klar: Ich hatte vor allem meine morgendliche Schreibroutine. Das hieß früh aufstehen und schreiben, bevor ich zur Arbeit ging (ich hatte damals noch einen anderen Job, da musste ich um acht im Büro sein …). Und alles war gut.

Aber diese Routine hat dann mit der plötzlichen Existenz eines Babys in meinem Leben nicht mehr funktioniert und ich musste umdisponieren. Und das mehrfach: So ein Kind entwickelt sich ja mit rasender Geschwindigkeit, und man muss seinen Alltag immer wieder den neuen Gegebenheiten anpassen. Von daher gehe ich mit meinen Tipps auch chronologisch vor (also mit dem Alter des Babys fortschreitend). Es sind natürlich sehr individuelle Ratschläge, allerdings weiß ich, dass die auch bei anderen Eltern funktioniert haben - also probierts einfach mal aus!



1. Schreiben mit einem ganz neuen Neugeborenen


Hier ist mein Tipp: Lasst das Schreiben sein, ganz einfach! Gerade das erste Kind stellt das Leben so extrem auf den Kopf, dass ich mir da einfach überhaupt keine Gedanken ums Schreiben machen würde. Ich hab die ersten drei Monate nichts anderes gemacht als ein Baby versorgt und irgendwie versucht, zu überleben. Und macht euch kein schlechtes Gewissen - manchmal ist eben keine Zeit zum Schreiben. Die kommt irgendwann bestimmt wieder. Beim zweiten Kind hat es bei mir tatsächlich schon früher geklappt mit dem Schreiben - und da haben dann die Tipps aus der nächsten Kategorie funktioniert, nämlich


2. Schreiben mit nicht-mobilem Baby


Das fand ich eine super Zeit, was das Schreiben betrifft. Also, das war es zumindest für mich und mit meinen Kindern - wenn es bei dir nicht klappt, dann gehe direkt zu Schritt eins zurück und lass das mit dem Schreiben noch etwas länger sein.

Bei mir war es so: Ich hatte mich mit dem Baby eingegrooved und dann festgestellt, dass so ein Baby ziemlich leicht zufriedenzustellen ist. Wenn sie nicht gerade Hunger oder die Windeln voll hatten, waren meine Kinder am glücklichsten, wenn ich sie herumgetragen habe. Also hab ich sie herumgetragen. Im Tragetuch und nach ein paar Monaten in der Trage. Erst vorm Bauch, später auf dem Rücken, so dass ich die Hände frei hatte. Dann hab ich mich auf einen Gymnastikball gesetzt, weil die Kinder von dem Gewippe fast automatisch eingeschlafen sind und hab geschrieben. Oder irgendwelche YouTube Videos geschaut - aber das ist ein anderes Thema.

Das hat wirklich ziemlich gut funktioniert - auf diese Weise hatte ich mehrere Stunden am Tag, um zu schreiben (oder was anderes am Rechner zu machen). So viel wie nie wieder davor oder danach.

Noch eine kleine „Warnung“: Auch wenn das bei dir und deinen Kindern genauso gut klappen sollte, kann es sein, dass du absolut keine Lust verspürst zu schreiben. Auch hier: Ab zu Schritt eins und lass es einfach. Vermutlich hast du grad ganz andere Dinge im Kopf. Und das ist völlig okay.



3. Schreiben mit immer mobiler werdendem Baby


Irgendwann liegen die Kinder ja nicht mehr so rum, sondern fangen an, sich fortzubewegen. Und das Blöde ist - sie wollen es auch! Und ab diesem Zeitpunkt wird es mit dem Schreiben um einiges herausfordernder. Mein erster Tipp ist daher entgegen landläufiger Elternratgeber: Fördert die Mobilität nicht auch noch. Macht keine Krabbelübungen oder sonst was mit den Kleinen. Feiert die Zeit, die es einfach nur getragen werden will. Das Robben, Krabbeln und Laufen kommt sowieso. Und wenn sie erst mal angefangen haben, hören sie auch nicht mehr auf! Und klar - das ist auch ziemlich cool, bedeutet aber auch, dass man plötzlich weniger Zeit für solche Tätigkeiten wie Schreiben hat.

Tragetuch oder Trage hab ich trotzdem weiterhin genutzt - eben nicht so oft wie vorher, aber zwischendurch finden die Kleinen das meistens trotzdem noch toll.

Was man jetzt auch systematisch nutzen kann, sind die Schlafenszeiten des Kindes. Die werden ja immer regelmäßiger und auch länger am Stück - und in der Zeit kann man zum Beispiel schreiben. Allerdings sollte man nicht zu viel erwarten - meistens gibt es noch andere Tätigkeiten, für die man nur zu den Schlafenszeiten des Kindes Zeit hat. Selber schlafen zum Beispiel!



4. Schreiben mit Kleinkind


Je älter das Kind wird, desto mehr Parameter kommen zusammen, die das Schreiben beeinflussen können. Bei mir und in meinem Umfeld war es in der Regel so, dass man dann irgendwann wieder anfängt zu arbeiten und das Kind mehr oder weniger zeitgleich in die Betreuung kommt (Kita oder Tageseltern). Und spätestens da hatte ich immer das Gefühl, fängt man an zu jonglieren. Wie genau dein Alltag strukturiert ist, weiß ich natürlich nicht - generell sollte man aber natürlich genau schauen, wo man vielleicht kurze Schreibzeiten einbauen kann (z.B. in der Mittagspause). Vielleicht hat dein Kind ja inzwischen auch einen stabilen Nachtschlaf (worauf ich übrigens immer wirklich sehr neidisch bin …) und du kannst eventuell morgens schreiben. Oder sonst abends, wenn das Kind schläft.

Überhaupt werden kurze Zeitspannen immer wichtiger - eigentlich für alles, was man so tut. In zehn Minuten schafft man ja schon erstaunlich viel - und wenn du jeden Tag zehn Minuten schreibst, kann über die Monate ein ganzes Buch entstehen.

Was ich sonst in Anwesenheit der Kinder gemacht habe: Herausfinden, womit sie sich eine Zeit lang selbst beschäftigen können und dann schreiben. Auch hier geht es wieder um sehr kurze Phasen, aber immerhin - besser als nichts. Meine Kinder spielen zum Beispiel sehr gern im Sandkasten auf dem Balkon. Dann setze ich mich mit meinem Laptop daneben und schreibe ein bisschen. Klappt nicht immer und vor allem ist es immer nur kurz, aber für zwischendurch find ich es manchmal ganz nett. Klappt bei uns allerdings auch nur, wenn lediglich ein Kind da ist. Zwei Kinder können sich zwar besser zusammen beschäftigen, aber die Streitfrequenz ist auch deutlich höher …



5. Schreiben mit Kind


Wenn die Kinder älter sind, haben sie manchmal durchaus schon Verständnis, dass man grad was allein machen will. Hier kommt es natürlich darauf an, wie alt das Kind ist - bei jüngeren Kindern ist die Zeitspanne wieder nicht so lang, aber man durchaus versuchen, mit dem Kind zu reden und ihm die Situation zu erklären. Was auch ganz schön ist: Gemeinsames Schreiben. Das klappt sogar schon bei meinem großen Vorschulkind, das noch nicht wirklich schreiben kann. Aber es kritzelt gerne auf Papier, malt Pläne, Bilder oder andere Sachen. Wenn wir dann nebeneinander sitzen und jeder schreibt an seinen Sachen, ist das sogar ganz gemütlich!


Hier hören meine Tipps mangels Erfahrung auf – ich kann in ein paar Jahren ja mal ein Update geben.

Hier noch mal ein kurzes Fazit: Beim Schreiben mit kleinen Kindern sind meiner Erfahrung nach drei Dinge wichtig:

  1. Kreativität – man muss auch mal ungewöhnliche Dinge ausprobieren, um zum Schreiben zu kommen

  2. Die Fähigkeit, auch kurze Zeitfenster zu nutzen

  3. Gelassenheit - es klappt nicht immer. So ist das einfach.



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